Die Stadt Löffingen hat sich im Jahr 2017 auf den Weg gemacht und ihr eigenes Glasfasernetz in Betrieb genommen. Zugleich hat sich die Frage aufgedrängt, wie aus dem schnellen Internet ein echter Mehrwert für das Leben und Arbeiten in Löffingen generiert werden kann. Dies war der Ausgangspunkt mehrerer smarter Projekte. Ziel war es, insbesondere durch digitale Lösungen, die Lebensqualität zu verbessern.
Das Wort "smart" kann mit intelligent oder clever übersetzt werden. Bei smarten Projekten werden Personen, die in einer Gemeinde leben oder arbeiten, in die Entwicklung und Umsetzung von nachhaltigen Lösungen miteinbezogen. Die Projekte erleichtern den Lebensalltag und zeichnen sich, bei verhältnismäßig geringem Aufwand, durch einen hohen Effekt aus. In ländlichen Räumen können smarte Projekte infrastrukturelle Nachteile gegenüber größeren Städten verringern und damit helfen, die Daseinsvorsorge langfristig zu verbessern.
Smarte Projekte lassen sich folgenden sechs Themenbereichen zuordnen.
Die smarten Projekte wurden durch den Regionalverband Südlicher Oberrhein zusammen mit den Pilotgemeinden und mithilfe europäischer und nationaler Fördermittel umgesetzt. Informationen zu dem EU-Projekt SmartVillages und dem Andockprojekt SmartLand sind auf der Projektwebseite zusammengestellt.
Im Rahmen der Projektarbeit in den Pilotgemeinden wurden in den letzten Jahren folgende Meilensteine erreicht.
Der Erfolg smarter Projekte hängt von einer Vielzahl an Rahmenbedingungen ab – steht und fällt aber auch mit der richtigen Durchführung. In dem EU-Projekt SmartVillages und Andockprojekt SmartLand wurden folgende fünf wesentliche Erfolgsfaktoren ausgemacht, die bei einer sinnvollen und nachhaltigen Umsetzung von Digitalisierungsprojekten in der Praxis beachtet werden sollten.
Aufgrund unterschiedlicher Bevölkerungsstrukturen, der Innovationskraft und -bereitschaft, aber auch der jeweiligen Verwaltung und Kommunalpolitik kann es keinen pauschalen „Erfolgsweg“ für die Digitalisierung in ländlichen Gemeinden geben. Unter der Einbeziehung aller Akteure sollte der individuelle, ortsspezifische Bedarf ermittelt werden. Der Nutzen für die Bevölkerung – insbesondere auch für Jugendliche, ältere sowie sozial benachteiligte Menschen – soll dabei klar im Mittelpunkt stehen. Im Sinne von „weniger ist mehr“ richtet sich eine sinnvolle Digitalisierung nach den Interessen der Menschen vor Ort, nicht nach den Möglichkeiten der Technik. Nur durch dieses Vorgehen kann die nötige Unterstützung und Akzeptanz in der Gemeinde gewährleistet und sinnvolle Projekte für die Bevölkerung umgesetzt werden.
Bei einer erfolgreichen Umsetzung von Projekten sollte in Plattformen gedacht werden und gezielt der Austausch mit Mitstreiterinnen und Mitstreitern gesucht werden. Häufig sind keine Insellösungen gefragt, sondern es kann auf andernorts bereits bestehende, erfolgreiche Lösungen zurückgegriffen werden. Die Herausforderung besteht dann vielmehr darin, die adaptierten Lösungen in das Gesamtkonzept der eigenen Kommune sinnvoll zu integrieren. Digitale Angebote sollten in keiner Konkurrenz zu bereits etablierten Strukturen vor Ort stehen, sondern bestehende Angebote verknüpfen, vereinfachen und erweitern – sowohl in analoger als auch in digitaler Form. In keinem Fall sollten bereits erfolgreiche Herangehensweisen vor Ort durch vermeintlich innovativ erscheinende neue Lösungen ersetzt werden
Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Handlungsfeldern erfordert die digitale Transformation in Gemeinden eine erfahrene und durchdachte mehrjährige Planung sowie nachhaltige Steuerung. Dafür ist ein bedarfsorientiertes strategisches Konzept hilfreich. Die Aufstellung einer solchen „Digitalstrategie“ oder „Digitalen Agenda“ mit kurzfristigen, mittelfristigen und langfristigen Zielsetzungen kann bei der klaren Festlegung von Gesamtzielen und Etappenzielen dienen.
Eine Evaluierung der Etappenziele sollte durch möglichst messbare Erfolgskriterien, z. B. die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer, regelmäßig durchgeführt werden. Anfängliche Projektziele sollten nicht zu hochgesteckt sein, sodass auf erste motivierende Erfolge und Erfahrungen aufgebaut werden kann.
Ohne die breite Unterstützung von Politik, Vereinen, Unternehmerschaft und Bürgerinnen und Bürgern ist Digitalisierung in ländlichen Räumen nicht zu schaffen. Die digitale Transformation kann nur gelingen, wenn sie von der Bürgermeisterin/dem Bürgermeister und der Verwaltung gewollt und aktiv vorangetrieben wird. Daneben sind Kommunen auch auf neue ehrenamtliche und engagierte Personen aller Altersgruppen angewiesen: z. B. Zugezogene, Einpendelnde sowie die Träger der Sozial-, Bildungs- und Kultureinrichtungen.
Nicht alle Risiken lassen sich bereits zu Beginn einer Projektumsetzung identifizieren und abschätzen. Eine Fehlannahme sollte als Chance betrachtet werden. Erfolge entstehen aus den Fehlern von gestern. Wichtig dabei ist, Sackgassen frühzeitig zu erkennen und zu benennen – auch damit andere von diesem Lernprozess profitieren können.
Ein gescheitertes Umsetzungsprojekt ist kein Grund, die Entwicklung hin zu einer digitalen Kommune gänzlich in Frage zu stellen. Vielmehr zeigt es die Notwendigkeit für eine genauere Bedarfsanalyse und zur besseren Planung der Umsetzung vor Ort.
Im Rahmen der Projektarbeit wurden in den letzten Jahren mehrere Veröffentlichungen erarbeitet, die im Folgenden zur Verfügung stehen. Die Veröffentlichungen können als Ideengeber und Blaupause für Umsetzungen in anderen Kommunen dienen.
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