Die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme und eine nachhaltige Entwicklung des Siedlungsbestands ist eine Herausforderung auf allen Ebenen räumlicher Planung. Der anhaltende Flächenbedarf innerhalb prosperierender Regionen bedingen neue Konzepte für die Raumentwicklung und eine stärkere stadtregionale Zusammenarbeit.
Hierfür führt das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) ein Modellvorhaben der Raumordnung (MORO) durch. Unterstützt wird es dabei vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Auftragnehmer für die Begleitforschung sind ILS Research und Quaestio . In sechs Modellregionen sollen innerhalb des Projektzeitraums (2023 – 2025) innovative Ansätze zur regionalen Steuerung der Siedlungs- und Freiraumentwicklung entwickelt und erprobt werden. Der Regionalverband Südlicher Oberrhein hat sich zusammen mit der Stadt Freiburg 2022 erfolgreich für eine Bundesförderung durch dieses MORO beworben. Ausgangspunkt der Antragstellung war ein spezielles Segment der Flächennachfrage: die Logistik (vgl. DS VVS 13/22).
Eine stark arbeitsteilige Wirtschaft ist seit jeher auf eine funktionierende Logistik angewiesen. Aufgrund äußerer Einflüsse, beispielsweise Lieferengpässen in Folge der Corona-Pandemie, Störungen im Verkehrssystem oder politischer Unruhen, zeichnen sich wachsende Bedarfe nach Flächen für Logistik und Lagerhaltung ab. Gleichzeitig nimmt der Online-Handel weiter stark zu und es bilden sich neue Formen von Online-Dienstleistungen. Dies verstärkt einerseits den Wandel in der Distribution von Waren und Dienstleistungen, andererseits bringt es neue Flächenbedarfe mit sich.
Am Beispiel der regionalen Distributionslogistik untersuchen die Stadt Freiburg und der Regionalverband Südlicher Oberrhein deren Flächenansprüche in der Region Freiburg. Gerade flächenintensive Nutzungen bedürfen einer hohen regionalen Abstimmung und interkommunaler Zusammenarbeit – schon weil im Oberzentrum Freiburg selbst kaum mehr Flächen für großflächige logistische Dienstleistungen vorhanden sind bzw. gefunden werden können.
Flächenintensive Betriebe wie Logistikunternehmen verdeutlichen die regionale bis globale Verflechtungen von Wertschöpfungsketten und dadurch ihre hohe systemische Relevanz einer leistungsfähigen Stadt. Aufgrund der zunehmenden Flächenkonkurrenz in urbanen Räumen erhöht sich der Druck auf flächenintensive Funktionen, Flächenpotenziale in Umlandgemeinden werden attraktiver. Eine regionale Strategie wird wichtiger.
Innerhalb des Modellvorhabens sollen regionale Logistik- und Wertschöpfungsketten identifiziert und weitergedacht, flächensparende Logistikangebote auf verschiedenen Ebenen ermittelt und weiterentwickelt werden. Ein regionaler Dialog über Flächenbedarfe für logistische Dienstleistungen, Standortqualitäten und eine regionale Zusammenarbeit und Verantwortung soll gefördert werden.
Indem frühzeitig Interessenskonflikte und mögliche Interessensausgleiche betrachtet werden, besteht die Erwartung der Projektpartner, dass mit dem Vorhaben auch ein wertvoller Beitrag zur Weiterentwicklung der überörtlichen Zusammenarbeit geleistet werden kann. Die Überleitung in den politischen Beratungsprozess soll zur Verstetigung der Projektergebnisse in der Region führen.
Das Vorhaben ist in einem Netzwerk von verschiedenen etablierten Kooperationspartnern eingebettet. Die Projektumsetzung erfolgt in Zusammenarbeit zwischen der Stadt Freiburg und dem Regionalverband Südlicher Oberrhein.
Die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Region Freiburg (WRF), der Stadt Freiburg (FWTM), des Landkreises Emmendingen (WFG) und des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald haben ihre Mitwirkung an dem Modellvorhaben erklärt. Dadurch soll deren Perspektive auf die Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen der Logistikbranche eingeholt und berücksichtigt werden. Gleiches gilt für die IHK Südlicher Oberrhein, welche im Zuge der Projektdurchführung einerseits fachliche Impulse einbringen, andererseits als Mittler zu den Unternehmen der Logistikwirtschaft fungieren kann.