Radschnellwege im Großraum Freiburg sind machbar

21.06.2018

Radschnellwege im Großraum Freiburg sind machbar und volkswirtschaftlich sinnvoll

Der Regionalverband Südlicher Oberrhein treibt die Planung von Radschnellwegen als neuartiges Infrastrukturelement in der Region Südlicher Oberrhein voran. Mit den Studien liegen nun detaillierte Trassenverläufe für die Korridore Freiburg - Umkirch/March und Freiburg - Gundelfingen - Denzlingen - Emmendingen/Waldkirch vor.

Im Korridor von Freiburg in Richtung Emmendingen bzw. Waldkirch verläuft die Trasse von Freiburg aus durch Altstadt, Zentrum und entlang der Bahntrasse bis Gundelfingen. Nördlich von Gundelfingen soll die Aufteilung der Trasse in Richtung Emmendingen und Waldkirch erfolgen. Von dort aus verläuft die Trasse größtenteils über das RadNETZ Baden-Württemberg entlang B3 bzw. B294. Für den Korridor von Freiburg nach Umkirch bzw. March wurden zwei Trassenführungen näher betrachtet, entlang der Dreisam und entlang der Bahnlinie der Breisgau-S-Bahn.

Alle untersuchten Trassen entsprechen in erforderlichem Maße den Qualitätsstandards des Landes für Radschnellverbindungen. Verbandsvorsitzenden Otto Neideck freut insbesondere, dass sich alle der untersuchten Trassen volkswirtschaftlich lohnen. Dies habe eine Nutzen-Kosten-Analyse ergeben.

Die Trasse Freiburg über Gundelfingen, Denzlingen nach Emmendingen bzw. Waldkirch hat im Kosten-Nutzen-Vergleich besonders gut abgeschnitten. Der Wert von 4,98 übersteigt hier sogar das Vorzeigeprojekt schlechthin - den Radschnellweg RS 1 im Ruhrgebiet. Daher wird diese Trasse vom Gutachter auch bevorzugt für eine Umsetzung empfohlen. Verbandsdirektor Dieter Karlin hebt hervor, dass das gemeinsame Teilstück dieser Relation bis Gundelfingen auf Grund seines auch im landesweiten Vergleich besonders hohen Potenzials von über 10.000 Radfahrten pro Tag höchste Priorität für eine Realisierung aufweist.

Auch die beiden untersuchten Trassen von Freiburg nach Umkirch bzw. March zeigen deutlich positive Nutzen-Kosten-Werte. Im direkten Vergleich fällt das Nutzen-Kosten-Verhältnis der Trasse entlang der S-Bahn geringer aus, was am erforderlichen Neubau des Brückenbauwerks über die Güterumgehungsbahn Freiburg liegt. Die Strecke entlang der S-Bahn wird von den Gutachtern dennoch bevorzugt empfohlen, da diese wegen der städtebaulichen Entwicklungen in ihrem Verlauf hohes Zuwachspotenzial und trotz des benötigten Brückenbauwerks gute Umsetzungschancen bietet. Die Realisierung der Trasse Freiburg - Umkirch/March entlang der Dreisam wäre durch Eingriffe in das Flussbett und den erforderlichen Hochwasserschutz voraussichtlich erschwert. Aufgrund der fraglichen Realisierbarkeit wird empfohlen, diese weiterhin als Rad-Vorrangroute zu nutzen und punktuell auszubauen.

Kommunaler Konsens zur Realisierung in der Region
„Wir waren eine der ersten Regionen im Land, die Radschnellwege bereits 2016 auf der Agenda hatten. Jetzt müssen wir bei dem Thema am Ball bleiben“, so Verbandsvorsitzender Neideck. Perspektivisch könne ein Netz mit hohem Standard aus Radschnellwegen und Rad-Vorrang-Routen für den Radverkehr im Südlichen Oberrhein etabliert werden. Ganz wichtig sei es nun, dass das Land Farbe bekenne und nicht nur großzügige Finanzmittel für Machbarkeitsstudien, sondern auch für die weiteren Realisierungsschritte bereitstelle.

An dem Willen der tangierten Städte und Gemeinden in der Region sollen die Projekte jedenfalls nicht scheitern. Sie werden in Kürze gemeinsam mit dem Regionalverband Südlicher Oberrhein eine Absichtserklärung unterzeichnen, in der sie sich bereit erklären, das Ziel der Umsetzung der Radschnellwege gemeinsam voranzubringen. Solch eine Absichtserklärung wurde am 26. April 2018 bereits für den „Radschnellweg Kinzigtal“ von den tangierten Gemeinden zwischen Offenburg und Gengenbach unterzeichnet. Neideck und Karlin zusammenfassend: „Wir wollen durch eine einheitliche Strategie in der Region die Landesregierung schneller in Bewegung versetzen. Dabei wird der Süden sich vehement für eine ausgeglichene Förderung des Landes von Radschnellwegen im Land einsetzen.“

Hintergrundinformationen:
Radschnellwege stellen in Deutschland etwas Neues dar. Sie bieten auf einer eigenen und durchgängigen Trasse vom Umland in die Zentren ein störungsfreies, sicheres und komfortables Fahrradfahren und machen das Fahrrad damit insbesondere im Berufsverkehr zu einem attraktiven Verkehrsmittel. Die Fahrbahn besteht aus einer witterungsunabhängigen Oberfläche und ist mindestens vier Meter breit, um einen Zweirichtungsverkehr und sicheres Überholen zu ermöglichen. Fuß- und Rad-verkehr werden getrennt voneinander geführt. Weil auf Radschnellwegen höhere Distanzen zurückgelegt werden können und höhere Reisegeschwindigkeiten erzielt werden, eignen sie sich auch ideal für E-Bikes und Pedelecs. Der Regionalverband Südlicher Oberrhein hatte bereits im Jahr 2016 eine Potenzialanalyse in Auftrag gegeben, um zu untersuchen ob in der Region ausreichende Potenziale für Radschnellwege vorhanden sind. Im Ergebnis wurden sieben Korridore mit ausreichendem Potenzial für Radschnellwege identifiziert. Auf Basis dieser Ergebnisse hatte der Regionalverband für vier Korridore in der Region Südlicher Oberrhein - zwei im Teilraum Offenburg und zwei im Teilraum Freiburg - vertiefende Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben. Alle vier Machbarkeitsstudien werden im Rahmen einer Gesamtpublikation im Sommer diesen Jahres auf der Website des Regionalverbands unter www.region-suedlicher-oberrhein.de veröffentlicht.