Land soll Baulast für Radschnellverbindungen übernehmen

19.05.2017

Regionalverband Südlicher Oberrhein startet Machbarkeitsstudien für schnelle Radschnellwege

Landauf landab sind sie derzeit in aller Munde, sogenannte Radschnellwege (siehe unten). Ziel der Landesregierung ist es, bis 2025 zehn Radschnellwege in Baden-Württemberg zu realisieren. Der Regionalverband Südlicher Oberrhein hat sich bereits frühzeitig mit der planerischen Unterfütterung möglicher Radschnellwege auseinandergesetzt und im Januar 2017 eine Potenzialanalyse für die Region vorgelegt. Dabei wurden u.a. Pendlerverflechtungen, Einwohnerzahlen, Arbeitsplätze, Schul- und Hochschulstandorte und weitere Kennzahlen analysiert.

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse hat der Planungsausschuss des Regionalver-bandes nun grünes Licht für die Vergabe von konkreten Untersuchungen (sogenannte Machbarkeitsstudien) gegeben. Sowohl in der Ortenau als auch im Raum Freiburg sollen jeweils zwei Korridore mit hohen Pendlerverflechtungen untersucht werden (siehe Grafik). Verbandsvorsitzender Neideck zeigt sich überzeugt davon, dass der Regionalverband hier den Grundstein für eine wichtige Erweiterung der Mobilitätskonzepte der Oberzentren Freiburg und Offenburg legen wird und das Umland ebenso partizipiert. Neideck weiter: „Aus raumordnerischer Sicht haben wir hier ein wirklich zukunftsträchtiges Entwicklungskonzept für die ganze Region initiiert.“ Die Ergebnisse sollen im Frühsommer 2018 vorliegen.

172.000 Euro kosten die Machbarkeitsstudien. Beauftragt werden zwei verschiedene, sehr renommierte Bietergemeinschaften, die bereits zahlreiche solcher Untersuchungen durchgeführt haben und darüber hinaus auch entsprechende Ortskenntnisse einbringen.

„Besonders stolz sind wir darauf, dass wir mit den Potenzialanalysen eine fachlich fundierte Basis für die jetzt zu 80 % vom Land gewährte Förderung vorlegen konnten“, so Verbandsdirektor Dieter Karlin. Sein Resümee: „Wir müssen aber bereits jetzt schon den übernächsten Schritt für die konkrete Realisierung der Radschnellwege ins Auge fassen.“

Der Regionalverband weist in seiner Pressemitteilung darauf hin, dass die Finanzierung von Bau und Unterhaltung derzeit noch Aufgabe des jeweiligen Baulastträgers primär der Landkreise und Gemeinden ist. Das Land Nordrhein-Westfalen hat im Oktober 2016 durch eine Änderung seines Straßengesetzes die Straßenbaulast für sämtliche Radschnellverbindungen (mit Ausnahme der Ortsdurchfahrten) übernommen; denn den gemeinde- bzw. landkreisübergreifenden Radschnellverbindungen kommt eine ähnliche Verkehrsbedeutung wie einer Landesstraße zu.

Vor diesem Hintergrund hat der Planungsausschuss des Regionalverbandes jüngst die politische Forderung erhoben, das Land Baden-Württemberg solle – entsprechend dem Vorbild des Landes Nordrhein-Westfalen – die Straßenbaulast für Radschnellverbindungen übernehmen.

Verbandsvorsitzender Otto Neideck sowie Verbandsdirektor Dieter Karlin sind sich einig: „Wenn das Land sein eigenes Ziel, bis 2025 zehn Radschnellverbindungen in Baden-Württemberg ernsthaft realisieren will, kann das Land nicht nur Haushaltsmittel für konzeptionelle Grundlagen bereitstellen, sondern muss konsequenterweise auch die Straßenbaulast für Radschnellverbindungen übernehmen. Wenn dadurch eine Realisierung in greifbare Nähe rückt, haben wir in unserer Region eine reale Chance nicht unerhebliche Anteile bei laufend steigenden Pendlerströmen nachhaltig zu verlagern. Daran arbeitet unser Regionalverband Schritt für Schritt.“ Die Zahlen geben Karlin recht, das Potenzial der Berufspendler in der Region steigt stetig. In den letzten 10 Jahren haben diese um 23 % zugelegt.

Information Radschnellwege:
Radschnellverbindungen sollen künftig das Rückgrat kommunaler und regionaler Radverkehrsnetze bilden. Sie stellen ein Infrastrukturelement dar, das den Radverkehr auch für längere Distanzen attraktiv macht und folgende Zielsetzungen verfolgt:

- Für Berufspendler soll das Radfahren, insbesondere durch hohe Reisegeschwin-digkeiten, attraktiver werden.
- Durch die Verlagerung vom motorisierten Individualverkehr auf den Radverkehr sollen Staus und Kapazitätsengpässe vermindert werden.
- Durch längere Reiseweiten im Radverkehr soll auch ein größerer Beitrag zur CO2-Minderung erreicht werden.

Um diese Ziele zu erreichen, muss auf der Radschnellverbindung zügiges, störungsarmes und nicht zuletzt sicheres Radfahren möglich sein. Auch die Entwicklung und stetige Verbreitung von Pedelecs, die deutlich höhere und konstante Geschwindigkeiten erreichen können, spielt hier eine wichtige Rolle. Mit ihnen können längere Strecken im Alltag in der gleichen Zeit zurückgelegt werden, was die Reichweite nochmals verlängert.

Die Potenzialanalyse Radschnellwege Südlicher Oberrhein finden Sie hier.