Gesamtfortschreibung Regionalplan Südlicher Oberrhein

01.02.2016

Derzeit Wohnbauflächenreserven für über 70.000 Einwohner

Regionalplanentwurf sieht Wohnbauflächenzuwachs in Größe der Stadt Offenburg vor

Unter dem Eindruck des derzeitigen Flüchtlingszustroms sowie der im Verdichtungsraum Freiburg herrschenden Knappheit an günstigen Wohnraum werden die vorgesehenen regionalplanerischen Festlegungen zum überörtlichen Schutz wichtiger Teile von Natur und Landschaft teilweise als zu weitgehend angesehen. Verbandsvorsitzender Otto Neideck und Verbandsdirektor Dieter Karlin ist es daher wichtig nochmal zu betonen: „Der Regionalverband weiß um die aktuellen Herausforderungen der Städte und Gemeinden. Deren Sorgen um zu starke Einschränkungen, aber auch deren individuelle Entwicklungsvorstellungen nehmen wir sehr ernst.“

In einer aktuellen Auswertung auf Grundlage des Automatisierten Raumordnungskatasters (AROK, Stand 12/2015) hat die Verbandsgeschäftsstelle jene Wohnbauflächenreserven erhoben, die bereits in den rechtskräftig genehmigten Flächennutzungsplänen dargestellt sind, die bislang jedoch weder baulich in Anspruch genommen sind noch für die ein Bebauungsplan vorliegt. Hierbei zeigt sich, dass in der Region Südlicher Oberrhein derzeit weit über 1.000 Hektar an potenziellem Wohnbauland bauleitplanerisch zur Verfügung stehen. Legt man darauf die ortsüblichen Siedlungsdichten an, ergibt sich daraus eine rechnerische Kapazität für Wohnraum für mehr als 70.000 zusätzliche Einwohner. „In der Region kann eine Stadt größer als Offenburg gebaut werden – ohne dass hierfür ein Flächennutzungsplan, geschweige denn ein Regionalplan geändert werden müsste“, hebt Karlin hervor.

Auch die Festlegungen des aktuellen Regionalplanentwurfs sehen einen regional ausgewogenen Zuwachs der Wohnbauflächen vor. Aus diesem regionalplanerischen Orientierungswert ergeben sich für die Region mehr als 900 Hektar Wohnbaufläche. Dies ergibt unter Hinzuziehung der unterschiedlichen Siedlungsdichten in den einzelnen Städten und Gemeinden eine weitere Kapazität für Wohnraum für rund 60.000 Einwohner.

Zum Vergleich
• Im Flächennutzungsplan der Stadt Offenburg mit ihren rund 58.000 Einwohnern sind etwa 780 ha Wohnbaufläche dargestellt.
• In den Flächennutzungsplänen des Mittelbereichs Kehl (Gemeinden Kehl, Rheinau und Willstätt) rund 860 ha Wohnbaufläche für 55.000 Einwohner.
• Im Mittelbereich Müllheim (Gemeinden Badenweiler, Ballrechten-Dottingen, Buggingen, Eschbach, Heitersheim, Müllheim, Neuenburg am Rhein und Sulzburg) mit zusammen 55.000 Einwohnern sind rund 890 ha Wohnbaufläche im FNP dargestellt.

Diese Wohnbauflächenbedarfe sind bei der Festlegung der Regionalen Grünzüge und Grünzäsuren bereits im Offenlage-Entwurf 2013 vollumfänglich berücksichtigt. Verbandsdirektor Karlin: „Die regionalplanerisch nicht überplanten, sogenannten weißen Flächen sind regelmäßig um ein Vielfaches größer als der absehbare Wohnbauflächenbedarf.“ Den Gemeinden verbleiben somit größere Handlungsspielräume und Entwicklungsoptionen.

Mit den nun zur Beratung und Beschlussfassung anstehenden Abwägungsvorschlägen der Verbandsgeschäftsstelle wurden die freiraumschützenden Festlegungen nochmals geprüft. Dem kommunalfreundlichen Selbstverständnis des Regionalverbands folgend konnten die von Seiten der Städte und Gemeinden Kommunen vorgebrachten Anregungen auf Rücknahme eines Regionalen Grünzugs oder einen Grünzäsur in zahlreichen Fällen berücksichtigt werden. „Der Entwurf für den neuen Regionalplan zeigt nun noch deutlicher, dass der Schutz von Natur und Kulturlandschaften den Bedürfnissen einer wachsenden Bevölkerung nicht entgegensteht“, so der Verbandsvorsitzende, Otto Neideck. Eher im Gegenteil, möchte man hinzufügen, da die Regionalen Grünzüge vielfach auch dem Erhalt wohnungsnaher Freiräume und dem Zugang aus den Ortsteilen in die freie Landschaft dienen.